Aktuell geförderte Forschungsprojekte

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DFG-Forschungsgruppe: Finanzmärkte und Friktionen - ein intermediärsbasierter Ansatz im Asset Pricing

Eine neu eingerichtete Forschungsgruppe mit dem Titel „Finanzmärkte und Friktionen - ein intermediärsbasierter Ansatz im Asset Pricing“ (Sprecherin: Professorin Dr. Marliese Uhrig-Homburg) nimmt im Januar 2022 die Arbeit auf. Wie am 10. Dezember mitgeteilt, hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft der Einrichtung der Forschungsgruppe zugestimmt. Die Förderung für zunächst vier Jahre ist befürwortet worden, insgesamt erhält die Forschungsgruppe rund 3,5 Millionen Euro.
 

Kurzbeschreibung

In neun Teilprojekten widmen sich die beteiligten Forschenden der Rolle von Intermediären für die Preisbildung von Wertpapierpreisen. Die Forschungsgruppe wird von Finance-Kollegen und -Kolleginnen aus Karlsruhe, Frankfurt, Tübingen, Stuttgart und Münster getragen. Darüber hinaus gibt es eine internationale Kooperation mit der WU Wien.

Sprecherin der Forschungsgruppe ist Marliese Uhrig-Homburg. Weiter ist seitens des KIT Julian Thimme (seit 2019 Juniorprofessor für Finance am FBV) mit einem eigenen Projekt an der Forschungsgruppe beteiligt. Philipp Schuster (mittlerweile Inhaber des Lehrstuhls für Finanzwirtschaft der Universität Stuttgart) war in der Phase der Antragstellung noch Nachwuchsgruppenleiter am KIT/FBV und ist ebenfalls Teil der Forschungsgruppe.

Neben dem am KIT angesiedelten Koordinationsprojekt (verantwortet von Marliese Uhrig-Homburg) sind drei weitere Teilprojekte am KIT angesiedelt. So forschen Philipp Schuster, Julian Thimme und Marliese Uhrig-Homburg gemeinsam mit ihren Teams zu Anleihemärkten (Projekt „Fragmentierte Intermediation, Risikoprämien von Anleihen und Marktstabilität“), zu Optionsmärkten (Projekt „Intermediärsfriktionen, Händlerpositionen und Optionspreise“) sowie zum Zusammenspiel zwischen Aktien- und Optionsmärkten (Projekt „Charakterisierung von Asset Pricing Anomalien“).

Das Verständnis der Struktur und Dynamik von Risikoprämien steht im Mittelpunkt des Asset Pricing. Risikoprämien schwanken erheblich, sowohl im Zeitablauf als auch über verschiedene Vermögenswerte hinweg. Ein vielversprechender Weg zur Untersuchung dieser Variation ist die Betrachtung der Vermögenspreise aus einer neuen Perspektive, der der Intermediäre. Im Unterschied zu klassischen Ansätzen, bei denen Intermediäre keine Rolle spielen, wird der Blick auf Finanzintermediäre und deren Friktionen gelenkt. Laut neuer Modelle des „Intermediary Asset Pricing“ sind solche Friktionen der Schlüssel zum Verständnis der Dynamik von Wertpapierpreisen und Renditen. Die grundlegende Idee ist wie folgt: Direkte Investitionen in Wertpapiere sind kostspielig, so dass Anleger ihr Geld an Intermediäre weitergeben. Aufgrund von Agencyproblemen, regulatorischen Beschränkungen oder Markteintrittsbarrieren investieren Intermediäre nicht nach den Präferenzen der Anleger. Infolgedessen beeinflussen Intermediationsfriktionen Vermögenspreise und führen zu einem Unterschied zwischen der privaten Bewertung aus Anlegersicht und dem Marktpreis, der sich durch den Intermediär ergibt.

In der Praxis werden Investitionen in erheblichen Umfang über Intermediäre abgewickelt, und es gibt Belege dafür, dass Intermediationsfriktionen Preisbewegungen auf Märkten verursachen. Der Großteil der Literatur ist durch Krisenphänomene motiviert. Die Relevanz von Intermediären ist jedoch nicht auf solche Krisen beschränkt. Es ist daher notwendig, die allgemeine Rolle von Intermediären für die Preisbildung besser zu verstehen. Als Forschungsgruppe sind wir von der Theorie des Intermediary Asset Pricing geleitet. Wir wollen ausloten, inwieweit wir das hohe Ausmaß schwankender Preise verstehen und durch einen Paradigmenwechsel erklären können: weg von der üblichen Vorstellung, dass der Haushalt immer marginal ist, hin zu einer Intermediär-Perspektive. Sind Intermediärsfriktionen relevant für die Preisbildung, so erlauben sie größere Preisschwankungen als die üblichen Faktormodelle. Anstatt also zur umfangreichen Literatur beizutragen, die einen ganzen „Zoo“ von Faktoren hervorgebracht hat, wollen wir die wichtigsten Friktionen identifizieren und Friktionseffekte von klassischen Faktoren trennen. Wir wollen empirische Strategien, Modelle und Methoden zur Verfügung stellen und sie nutzen, um neue Erkenntnisse über die Bestimmung von Wertpapierpreisen zu gewinnen.

Zur Erreichung unseres Ziels unterbreiten wir ein abgestimmtes, kohärentes und umfassendes Forschungsprogramm, das verschiedene Intermediäre, Friktionen sowie ein breites Spektrum von Wertpapieren abdeckt. Preise, Risikoprämien und deren Dynamiken sind zentrale wirtschaftliche Größen, die für Entscheidungen wie z.B. Konsum vs. Investition, Sparen zur Altersvorsorge etc. zentral sind. Unsere Ergebnisse sind daher für Investoren von ausgeprägter Bedeutung, aber auch für unternehmerische Entscheidungsfindung und die Makroökonomie als Ganzes.

 

Forschungsstipendium

Arbeitspapiere und Veröffentlichungen zu diesem DFG-Projekt: